An einer richtigen Pressekonferenz mit einer Ministerin teilnehmen? Erscheint erst mal illusorisch ohne Presseakkreditierung, doch es ist möglich: Am Freitag, den 9.Dezember hatte ich die Möglichkeit, am Jugendpressetag des gemeinnützigen Jugendmedienzentrums e.V. im Entwicklungsministeriums in Berlin teilzunehmen.
Bildquelle: Felix Zahn/photothek.de
Rund fünfzig Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten aus der ganzen Republik hatten sich an diesem kalten Dezembermorgen im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung(BMZ) eingefunden, so der volle und offizielle Name des Ministeriums. Mit dem Aufzug ging es hinauf in den 11.Stock und hinein in den hauseigenen Pressesaal. Nach einer kurzen Begrüßung durch Christian Kolb, den Vorsitzenden des Jugendmedienzentrums, standen vom Ministerium gestellte Snacks und die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen, zur Verfügung.
Schließlich begann auch der eigentliche inhaltliche Teil. Zunächst saß Nicolai Fichtner, der Pressesprecher des BMZ auf dem Podest und beantwortete die Fragen der Anwesenden. Er erzählte von seiner Arbeit als Pressesprecher, seinem Werdegang, sowie die allgemeinen Ziele des Ministeriums.
Und dann stellte sich Svenja Schulze, die Ministerin, den Jugendlichen. Sichtlich in guter Stimmung betonte sie zunächst die Bedeutung des Journalismus, der „wichtige Arbeit“ leiste. Anschließend zählte sie die Ziele und Aktionen des BMZ auf. Wichtig zu betonen war ihr, dass ihr Ministerium keine humanitäre Hilfe leiste. Stattdessen gehe es vorrangig darum, den Partnerländern in vielerlei Hinsicht zu helfen – seien es Projekte für die Bewahrung der Artenvielfalt, den Aufbau eines Gesundheitssystems oder der Bekämpfung des Klimawandels. Aktuell kommt dazu noch die Hilfe für den Wiederaufbau der Ukraine sowie akute Hilfe etwa mittels Stromgeneratoren. Diese stelle aktuell die größte Herausforderung da, so die Ministerin.
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Zugleich hat sich das Ministerium einer feministischen Entwicklungspolitik verschrieben, fördert also auch Projekte, die die Gleichberechtigung von Frauen unterstützen. Im Falle Afghanistans sei dabei eine genaue Abwägung nötig, dass man nicht mit den Taliban, sondern der Zivilgesellschaft zusammenarbeite.
Die Rolle Chinas in der internationalen Entwicklungs- und Umweltpolitik sieht Svenja Schulze als „schwierig“ an, da es formal als Entwicklungsland gilt, aber der größte Emittent von Treibhausgasen weltweit ist. Andererseits sei China sehr engagiert in der Entwicklungszusammenarbeit, dahingehend begrüßte Schulze die jüngste Initiative der EU, die dem Einfluss Chinas etwas entgegensetzt.
Für Deutschland wünscht sie sich eine Debatte, was denn eigentlich Wohlstand sei. Gerade im Bereich der Modeindustrie seien auch „wir Teil des Problems“. Die Ministerin plädierte für „Slow Fashion“ im Gegensatz zur verbreiteten Fast-Fashion-Industrie, die billig und massenhaft zulasten von Mensch und Umwelt produziert.
Die Bedeutung des eigenen Ministeriums wusste Svenja Schulze aller lobenswerter Projekte zum Trotz realistisch einzuschätzen. So habe man „immer zu wenig Geld“ und es sei sehr schwer, Aufmerksamkeit für das eigene Handeln zu erreichen. Nichtsdestotrotz leiste man „enorm wichtige Arbeit“. Sie sei zudem „stolz“ über die Mitarbeiter des Ministeriums, die mit Herzblut dabei seien.
Bei allen Herausforderungen und Krisen möchte sie „optimistisch in die Zukunft gehen“, denn alle umweltfreundliche Alternativen seien bereits entwickelt worden. Zuletzt appellierte Svenja Schulze auch an die Jugendlichen, sich politisch zu engagieren. Denn „die Politik sind wir am Ende alle“.
Bei allen Herausforderungen und Krisen möchte sie „optimistisch in die Zukunft gehen“, denn alle umweltfreundliche Alternativen seien bereits entwickelt worden. Zuletzt appellierte Svenja Schulze auch an die Jugendlichen, sich politisch zu engagieren. Denn „die Politik sind wir am Ende alle“.
Die neue Ausgabe des humblatts ist draußen! Die diesjährige Sommerausgabe dreht sich um das Titelthema „Andere Länder, andere Sitten“ und unternimmt einen breiten Streifzug durch die Welt. Gleichzeitig werden wie immer allerhand andere Themen behandelt und dieses Jahr finden sich auch wieder einige Lehrerzitate im Heft.
Um ein wichtiges Zeichen für Frieden und Solidarität mit der Ukraine zu setzen, fand am Freitag, den 18.März, in der fünften Stunde eine entsprechende Kundgebung im Pausenhof des Fridericianums statt.
Zunächst begrüßte die stellvertretende Schulleiterin, Frau Kleinöder-Strobel alle Anwesenden, auch stellvertretend für Herrn Nöhring, der terminbedingt verhindert war, über Video jedoch zugeschaltet war. Sie sagte, man habe zu leichtfertig gedacht, nicht mit Putins Angriffkrieg gerechnet. Zwar gebe es weltweit viele weitere Krieg, doch dieser sei näher und dessen Folgen seien für uns alle erlebbar. Daher sei es wichtig, sich unsere gemeinsamen Werte in Erinnerung zu rufen.
„Ihr seid nicht unsichtbar!“
Schülersprecher Nikos Apostolatos in seiner Rede
Als Zweites sprach Herr Holzhausen. In seiner Rede betonte er die Unschuldigkeit der Ukraine, sie habe nur versucht, in Freiheit und Demokratie zu leben. Da es in Kriegen wie diesen auch immer um Worte gehe, sei es wichtig, in Anbetracht derr russischen „Sprachverdrehung“ nicht sprachlos zu bleiben, gerade da wir uns am humanistischen Gymnasium viel mit dem λόγος, dem Wort, auseinandersetzten. Außerdem sei es wichtig, zwichen Putin und seinem Volk zu differenzieren. Freiheit, so Holzhausen weiter, sei sagen zu können „was ist“; vor nichts hätten Tyrannen wie Putin mehr Angst, weshalb es so wichtig sei, eben jene Wahrheit in den Mittelpunkt zu stellen. An das Ende seiner Rede stellte er einen Appell an die Schülergeneration, sie müsse sich auch in Zukunft die Frage stellen, ob ihnen Wohlstand, der abzunehmen in Begriff sei oder Werte wie diese, um die es jetzt gehe, wichtiger seien.
Der nächste Redner, Fynn Geifes, Mitglied des Erlanger Jugendparlaments, stellte mögliche Begründungen für Putins Angriffskrieg dar. Dieser habe Angst, dass das demokratische Beispiel der Ukraine auch nach Russland überschwappen könne. Denn Demokratie bedeute immer Machtverlust für Autokraten wie Putin. Doch die Ukraine zeige sich widerstandsfähiger als gedacht, denn wer Freiheit kennt, könne Unterdrückung nicht ertragen und wer Frieden kenne, wolle nie wieder Krieg führen.
„Die Saat der Demokratie ist ein resilientes Pflänzchen“
Fynn Geifes auf der Kundgebung
Demokratie jedoch, auch in Deutschland, so Geifes weiter, sei kein Selbstläufer und müsse täglich verteidigt werden. Es sei die Pflicht jedes Demokraten, nicht wegzuschauen und auch Wählen zu gehen. Das sei zuweilen mühsam, aber notwendig. Er sei überzeugt, dass Putin verlieren werden – „Die Saat der Demokratie ist ein resilientes Pflänzchen“ – dass das ukrainische Volk seine gewonnenen Freiheiten verteidige, stimme ihn hoffnungsvoll.
Auch die SMV äußerte sich auf der Kundgebung; zunächst sprachen einige Mitglieder des AK Courage ihre Ängste – vor dem Krieg -, Sorgen – um das Wohlergehen der vielen Flüchtlinge und die Aufrüstung- wie auch ihre Wünsche, so um baldigen Frieden. Dabei füllten sie Wasser aus einem Eimer in eine Vase und stellten anschließend einige Rosen hinein. Schülersprecher Nikos Apostolatos sprach anschließend noch einige Worte, begann mit einem Zitat Boris Yelzins, wonach es leicht sei, einen Thron aus Bayonetten zu bauen, aber schwer, darauf zu sitzen. Er rief dazu auf, Soldarität zu zeigen, Putins Machenschaften weder zu tolerieren noch zu ignorieren. Die SMV werde sich immer mit allen möglichen Mitteln für Frieden einsetzen. Der Schülersprecher beendete seine Rede mit dem Appell, „eure Stimme für diejenigen, die sie nicht nutzen können“ zu nutzen. Denn „ihr seid nicht unsichtbar“.
Die versammelten Schülerinnen und Schüler auf dem Pausenhof
Zum Abschluss der in andächtiger Stimmung stattfindenden Kundgebung sangen die versammelten Schülerinnen und Schüler wie auch das Leherkollegium gemeinsam die Friedenslieder „Imagine“ von John Lennon und „99 Luftballons“ von Nena.
Nachdem der Entschluss gefällt worden war, in diesem Schuljahr nur eine Ausgabe herauszugeben, suchte sich die Redaktion für diese jedoch ein besonders spannendes Thema heraus: Die 1920er-Jahre, die „Goldenen Zwanziger“ , aber im Vergleich zur heutigen Zeit, den neuen 20ern. Jene längst vergangene und oftmals verklärte Zeit war eine voller Umbrüche, Neuerungen und des Fortschritts, aber auch der politischen Instabilität und der Armut.
Das Titebild der neuen Ausgabe
Einige Parallelen lassen sich aber zur heutigen Zeit ziehen, sei es ein immenser Wirtschaftseinbruch, sei es eine globale Pandemie, sei es Veränderungen in der Art, wie wir uns fortbewegenn. Welche Gemeinsamkeiten zwischen beide Epochen dabei aber genau bestehen und welcher Vergleich hinkt, lest ihr in dieser Ausgabe.
Darüber hinaus sollen aber auch weitere Themen nicht vergessen werden: So lief auch dieses Schuljahr trotz Corona irgendwie doch noch, wie das Orchester und die neue Bike-AG reagiert haben, ist ebenfalls in diesem Heft zu lesen.
Aber auch zeitgeschichtliche Themen wie die neuere Geschichte der deutschen Bundesländer und der Sturm auf das Kapitol Anfang Januar sowie Vorschläge für ein neues Hobby, von Yin Yoga über Hühnerhaltung bis zu Modern Jazz Dance finden ihren Platz.
Anlässlich des 275-jährigen Bestehens des Fridericianums widmet sich die neue Ausgabe (01/2020), die es ab dem morgigen Donnerstag jeweils in der 1. und 2.Pause zu kaufen gibt der langen Historie unserer Schule und berühmten, ehemaligen Schülern des GFE. Darüber hinaus wird ein breiter Mix aus Themen wie Erlangens Partnerstädte, die Ereignisse der letzten Monate, Pferderennen, der corona-bedingte Lockdown und dessen Folgen, der Restart der Bundesliga und die US-Wahl thematisiert. Da sollte für jeden etwas dabei sein!
An diesem Donnerstag pünktlich um 17:00 Uhr würde OB Florian Janik eigentlich das erste Bier anstechen und somit die Bergkirchweih eröffnen. Aufgrund des Coronavirus muss das dieses Jahr leider ausfallen. Ebenso die Premiere des Erlanger Kneipenchors am Entlas Keller. Deshalb veröffentlicht dieser zu eben jener Zeit einen „ganz besonderen Bergsong“ auf seinen Social-Media-Kanälen (@erlangerkneipenchor) um „allen Erlangerinnen und Erlangern ein musikalisches Bergfeeling für Zuhause zu schicken“, so Chorleiterin Sandra Schwarz. Frei nach dem Motto „Die Pandemie kann uns das vielleicht nehmen, aber nicht unsere Liebe – weder zum Singen, noch zum Berg!“ zollen die 70 Sängerinnen und Sänger damit einen Tribut an alle Berch-Fans, Keller- und Gastwirte, die sich bis zum nächsten Jahr gedulden müssen.
Alle Bergfans sind herzlich eingeladen, sich die musikalische Darbietung auf Instagram oder Facebook anzusehen. 2021 wird es den Erlanger Kneipenchor dann auch wirklich auf der Bergkirchweih zu hören geben. „Wir holen all das 2021 nach, und dann mit geballter Kneipenchor-Power!“ , so die Ankündigung der Chorleiterin Sandra Schwarz.
Heute hat die Schulversammlung in der ersten Stunde die neuen Schülersprecher für das Schuljahr 2019/20 gewählt.
Erster Schülersprecher ist nach Stichwahl Paul Bulitta (Q11). Zur zweiten Schülersprecherin wurde mit sehr eindeutigem Ergebnis Annabell Winkler (Q11) gewählt.
Den Posten der dritten Schülersprecherin bekleidet für das nächste Jahr Franziska Gewalt (10b). Wir wünschen allen Schülersprechern viel Erfolg im nächsten Schuljahr und freuen uns auf Gute Zusammenarbeit und viel Spaß in der SMV.
Auch bedanken wir uns bei unserem Ex-Schülersprecher Julius vom Endt, der heute aus seinem Amt geschieden ist.
Ebenfalls gilt unsere Dankbarkeit Ben Lang (Q11) und Mia Stöckel (10a), den anderen Kandidaten, die sich der Wahl gestellt haben.
Mit dem Beginn des neuen Schuljahres ändert sich auch einiges im humblatt. Wir, Pavel und Fynn, stehen jetzt kurz vor dem Abitur und müssen die Chefredaktion des humblatts leider abgeben. Leicht fällt es uns sicher nicht, aber wir sind uns sicher, dass „unsere“ Schülerzeitung bei unserem Nachfolger Robert aus der 9a gut aufgehoben sein wird. Wir hoffen, unsere Amtszeit hat das humblatt wieder zum Besseren geformt und wir konnten den folgenden Redaktionen eine gute Basis für zukünftige Erfolge schaffen.
Am gestrigen Freitag, dem 21.Juni, fand in der Clubbühne des E-Werks eine von der Stadt-SMV und „Fridays for Future Erlangen“ organisierte und dem E-Werk unterstützte moderierte Podiumsdiskussion zum Thema „Klimaschutz auf Landesebene“ statt. Als Gäste waren Christian Lehrmann (CSU), Mitglied des Bezirksvorstands, Martin Stümpfig (Die Grünen), MdL, Gabi Schmidt ( Freie Wähler), MdL, Phillip Dees (SPD), Mitglied des Landesvorstands und Matthias Fischbach (FDP), MdL, anwesend. Und natürlich war auch das humblatt mit dabei.
Als die Diskussion gegen Viertel nach Sechs begann, waren rund 70 Interessierte – vor allem Schüler- gekommen. Sie waren nicht umsonst dort, denn Die von Thomas Voit und Anton Novak [Stadt-SMV; Anm. d. Red.] moderierte Diskussionsrunde war ein voller Erfolg. Mehr als zwei Stunden lang diskutierten die fünf Politiker auf so produktive Art und Weise, sodass die beiden Moderatoren gezwungen waren, ihnen ein Zeitlimit zu setzen, um den Rahmen nicht zu sprengen. Alle Beteiligten waren sich sicher, dass Klimaschutz ein enorm wichtiges Thema ist, doch insbesondere Martin Stümpfig setzte radikale Forderungen und meinte, Klimaschutz würde weh tun und sei notwendiger als wirtschaftliche Interessen. Diskutiert wurde außerdem eine mögliche CO2- Steuer und der von der FDP bevorzugte Zertifikatehandel. Einig waren sich alle, die öffentlichen Verkehrsmittel müssten besser und günstiger, sprich attraktiver gemacht werden. Natürlich wurden noch einige andere Punkte diskutiert, deren Auflistung den Rahmen sprengen würde. Nach der Diskussion konnten sich die Zuschauer mit einbinden und Fragen stellen.
Wie bereits erwähnt war die Diskussion ein großer Erfolg, die allen Beteiligten gefallen hat. Ich möchte mich im Namen des humblatts bei der Stadt-SMV für die Organisation bedanken.
Von links nach rechts: Martin Stümpfig ( Die Grünen), Matthias Fischbach (FDP), Philipp Dees (SPD), Anton Novak & Thomas Voit (Stadt-SMV). Gabi Schmidt (Freie Wähler), Christian Lehrmann (CSU)
“Lots
of religious guys, a shitload of black coffee and good vibes.”
-So
beschrieb mir ein israelischer Jugendlicher sein Land, als wir alle
gemeinsam am Abend bei einem Lagerfeuer zusammensaßen. Und so
durften 15 Schüler und Schülerinnen unserer Schule, darunter auch
ich, das heilige Land kennenlernen. Natürlich gingen wir alle zuerst
mit gemischten Gefühlen in das P-Seminar, denn wenn man an Israel
denkt, kommen einem zuerst nur die Zeitungsberichte von Anschlägen
und dem schwelenden Palästina-Konflikt und natürlich die
schrecklichen Gräuel des Holocausts in den Kopf. Doch in unserer
intensiven Vorbereitungszeit, in der wir Vergangenheit und Gegenwart
Israels und der Juden kennenlernten, wandelte sich diese Skepsis
schnell zu Vorfreude. Als es dann losgehen sollte, und die Konfusion,
ob wir von München oder Nürnberg abfliegen würden, zwei Tage vor
dem Abflug auch gelöst war, ging es dann auch endlich los:
TAG
1: ANKUNFT
Früh
morgens trafen wir uns am Bahnhof in Nürnberg und konnten sogar
pünktlich mit der Deutschen Bahn richtung München zum Flughafen
aufbrechen. Die erste Hürde mussten wir aber noch im Zug überwinden,
denn Herrn Holzhausens Aufforderung zum Online-Checkin hatten wir
Schüler noch nicht alle so ganz gewissenhaft befolgt. Mit
oberbayerischem E-Internet gelang es uns dann doch, und so konnten
wir am Flughafen noch einige größtenteils ereignislose Stunden
verbringen, bevor wir schließlich nach Tel Aviv aufbrachen. Nach
insgesamt vier Stunden Flug und einem kurzen Zwischenstopp in
Istanbul kamen wir am beeindruckenden Ben-Gurion-Flughafen an. Dort
konnten wir noch während wir auf unseren Bus warteten die antiken
Reliefe, die Römer und Hellenisten in Judäa zurückgelassen hatten,
betrachten. Eine besondere Überraschung erwartete uns allerdings
erst, als wir unsere Austauschpartner selbst sahen, von denen wir
eigentlich dachten, dass sie bei der Schule auf uns warten würden.
Viel Spaß hatten wir dann auch trotz der späten Uhrzeit noch auf
der gut einstündigen Busfahrt, auf der wir auch schon ordentlich mit
landestypischen Snacks verpflegt wurden.
TAG
2: HAIFA & AKKON
Blick auf die Bahai-Gärten
Am
nächsten Tag ging es auch schon wieder früh los, denn wir trafen
uns alle gemeinsam in unserer Gastschule, der
Karmel-Zvulun-Highschool, wo wir uns alle bei der bekannten
Schokomilch, die man traditionell aufbeißen muss, kennenlernten.
Daraufhin bestiegen wir wieder unseren Bus, und brachen mit unserem
Guide nach Haifa auf. Unser erster Zwischenstopp waren hier die
Gärten der Bahai, einer Religionsgemeinschaft, die ursprünglich aus
dem Iran kommt, dort aber starker Verfolgung ausgesetzt war, und
deshalb in Israel Aufnahme fand. Anhänger dieser monotheistische
Religion verbinden ihr Gebet häufig mit Arbeit für die
Gemeinschaft, uns errichteten so die herrlichen Gärten am Fuß der
Karmel-Berge. Das einzige Problem, vor dem wir uns sahen ist die
Tatsache, dass die Gärten zwar grundsätzlich immer für die
Öffentlichkeit zugänglich sind, jedoch an zwei Feiertagen der Bahai
geschlossen haben. Sie hören richtig, an zwei Tagen im Jahr kann man
die Gärten nicht besuchen. Einer davon war gerade heute.
Doch
trotzdem ging es für uns kulturell weiter: Direkt unterhalb der
Gärten liegt die deutsche Kolonie, die im 19. Jahrhundert von den
Templern (nicht zu verwechseln mit den Kreuzfahrern) gegründet
wurde. Hier konnten wir unseren Austauschpartnern die deutschen
Inschriften über den Torbögen übersetzen, während wir als
Gegenleistung wieder reichlich verpflegt wurden.
Am
Nachmittag fuhren wir dann in die historische Kreuzfahrerstadt Akkon,
die im Norden der Bucht von Haifa liegt. Dort erkundeten wir zuerst
die historische Altstadt mit ihren engen Gassen, bevor wir durch die
monumentale Kreuzfahrerburg, die mittlerweile zum Teil mehrere Meter
unter der Erde liegt, wanderten, wo wir allerlei wissenswertes über
die Historie des Heiligen Landes erfuhren. Am Abend trafen wir uns
dann zurück in Nofit, wo die meisten von uns untergebracht waren,
und kamen noch für eine Runde Fußball zusammen – wahrlich: Der
Sport verbindet.
TAG
3: NORD-ISRAEL
Weiter
ging es schon früh am Morgen. Unser erstes Ziel am dritten Tag
unserer Reise war Nazareth. Die überwiegend von arabischen Christen
bevölkerte Stadt tat sich schon nach einer kurzen Reise vor uns auf,
und gemeinsam erkundeten wir unser Erstes Tagesziel: Die Basilika der
Verkündigung Christi, die erst 1990 neu errichtet wurde. Besonders
markant fallen die unzähligen Reliefs aus verschiedenen Ländern
auf, die innerhalb der Kathedrale und des sie umgebenden Vorhofes
aufgehängt waren und die Verkündigung darstellten.
Nach
einem kurzen Aufenthalt im arabischen Markt fuhren wir weiter nach
Norden zum Kinneret, den wir hier auch als See Genezareth kennen.
Dort besichtigten wir Kafar Nahum, das antike Capernaum aus dem die
Apostel Petrus und Andreas stammen sollen. Direkt am Galiläischen
Meer gelegen wurden dort vor einigen Jahren archäologische
Ausgrabungen angestellt, bei denen man neben einer antiken Synagoge
auch die Überreste eines Hauses, von dem man vermutet, dass es eines
der ersten christlichen Gemeindehäuser gewesen sein könnte.
Daraufhin
fuhren wir weiter auf die Golan-Höhen, die Israel im
Sechs-Tage-Krieg von Syrien erobert hatte und seitdem besetzt hält.
Obwohl sie international nicht als israelisches Territorium anerkannt
sind, werden sie von den Israelis ganz selbstverständlich als ihr
Land gesehen. Doch auch viele Jahre nach dem Krieg sahen wir dessen
Spuren noch sehr deutlich, denn von einer ehemaligen Bunkeranlage aus
konnten wir ins Grenzgebiet des Dreiländerecks Israel-Syrien-Libanon
blicken. Die wunderschönen grünen Bergwiesen scheinen zwar auf den
ersten Blick sehr freundlich, doch wenn man genauer hinsieht, kann
man Stacheldrahtzäune und sogar einen ausgebrannten Panzer
entdecken. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass die Golan-Höhen das
wohl schönste Eckchen Naturraum war, dass ich in ganz Israel sehen
durfte.
TAG
4: JERUSALEM
Die Altstadt von Jerusalem
Am
vierten Tag kamen wir nun auch in die Hauptstadt Israels: Nach
Jerusalem. Nach einem kurzen Stopp am Ölberg, von dem aus wir in die
palästinensisch verwalteten Gebiete Jerusalems sehen konnten, ging
es auch weiter in die antike Davidsstadt. Diese alte Festung
erkundeten wir durch ein besonders Tor: Die Zisterne des Hiskija.
Dieser über 500 Meter lange Tunnel verband die Stadt auf dem Berg
Zion mit der im Tal gelegenen Gihon-Quelle und sorgte so hunderte
Jahre lang für die Wasserversorgung der Stadt. Obwohl das Wasser im
Tunnel nur knöchelhoch stand, war es bei der beinahe tropischen
Hitze eine dennoch sehr willkommene Erfrischung. Weiter ging es dann
an der Klagemauer, dem letzten Relikt des zweiten Tempels, bahnten.
Dort angekommen hatten wir die Möglichkeit, selbst einige kurze
Worte an der Mauer zu finden, bevor wir uns wieder durch die Altstadt
auf den Weg zu einem traditionellen Markt machten, an dem wir noch
einige Minuten zum Shoppen hatten. Dabei wurden wir natürlich wieder
reichlich mit köstlichen Süßspeisen versorgt. Am Abend fanden wir
uns dann wieder in Nofit zusammen, um gemeinsam der Zeremonie zu Jom
Ha Schoa, dem Holocaust-Gedenktag, beizuwohnen. Die Zeremonie war
trotz der Tatsache, dass wir die Vorträge nicht verstanden haben,
sehr bewegend, denn besonders über die Musik kam die Stimmung sehr
gut herüber.
TAG
5: HOLOCAUST-GEDENKTAG + CAESAREA
Am
nächsten Morgen ging der Gedenktag in unserer Gastschule weiter,
denn nach israelischer Zählung reichen die Tage von Sonnenuntergang
zu Sonnenuntergang. Hier diskutierten wir angeregt über die
Erinnerungskultur in Deutschland, Israel und Europa, und fragten uns
auch, wie es möglich ein würde, die Verbrechen des Holocausts im
öffentlichen Gedächtnis zu halten. Daraufhin fuhren wir nach Yagur,
ein ehemaliges Kibbuz, also eine Art Gemeinschaftssiedlung, wo wir
von einer deutschen Auswanderin und ihrem Schwiegervater eine Tour
des Ortes und tiefe Einblicke in das Leben im Ort bekamen. Besonders
bewegend war für mich der Besuch des örtlichen Altenheimes, bei dem
wir die Ehre hatten, mit Frau Ariella Silbermann eine Überlebende
der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zu treffen und uns
mit ihr auszutauschen. Frau Silbermann erzählte uns auch die
Geschichte ihrer Flucht: Sie wuchs im Süden Frankreichs auf, und
hätte als Jüdin unter den Kollaborateuren des Vichy-Regimes den
Judenstern tragen müssen. Frau Silbermanns Mutter weigerte sich
allerdings dies zu tun, marschierte direkt in die Kommandantur des
Ortes und verlangte ein eintägiges Visum für eine Reise in die
Schweiz. Da sie ja nicht offensichtlich als Jüdin erkennbar war,
gewährte der Kommandant dies dank ihres entschlossenen Auftretens.
Ariella konnte so über die grüne Grenze in die neutrale Schweiz
entkommen, wo sie den Rest des Krieges in Sicherheit war. Eine
weitere,höchst interessante Begegnung hatten wir mit dem Star des
Altersheims: Ein 106-jähriger Russe, der im Zweiten Weltkrieg ein
hochrangiger Offizier war, aber nach dem Krieg als Jude
Antisemitismus in der Sowjetunion ertragen musste, gab uns noch seine
Tipps für ein langes Leben mit: Wenig essen, viel Bewegung und ein
Glas Vodka am Morgen.
Direkt
im Anschluss kam die gesamte Schulgemeinde in der Gemeindehalle von
Yagur zusammen, wo die Schulzeremonie zum Gedenktag stattfand. Wieder
war es durch Musik, Theater, Tanz und die dankbarerweise von unseren
Austauschpartnern übersetzten Texte sehr emotional.
Das Meer in Caesarea, im Vordergrund das Hippodrom
Den
Nachmittag verbrachten wir dennoch sehr kulturell. In Caesarea, der
antiken Hauptstadt Judäas, die auch König Herodes als
Verwaltungszentrum nutzte, besichtigten wir bei bestem Wetter die
Ruinenstadt mit ihrer Pferderennbahn und dem immer noch für Konzerte
römischen Theater. Auch die Überreste der Kreuzfahrerburg
erkundeten wir eifrig, bevor wir uns alle am Strand trafen. Dort
vertrieben wir uns die Zeit mit Fuß- und Volleyball und wurden mit
köstlichen Falafel, Baklava und einer drusischen Spezialität, in
einem Weinblatt eingekochten gewürztem Reis, reichlich versorgt.
Zurück
in Nofit, unserem Gastdorf, saßen wir noch bis spät in den Abend
gemütlich am Lagerfeuer beisammen und tauschten fleißig Kulturgut
aus, seien es jetzt Malle-Hits oder israelische Schlager.
TAG
6: TEL AVIV
Am
sechsten Tag steuerten wir Tel Aviv als unser Ziel an. Die moderne
Stadt, die erst 1909 gegründet wurde, aber mittlerweile mit der
antiken Hafenstadt Jaffa, die zu den ältesten Städten der Welt
gehört zusammengewachsen. Wenn man durch die Hauptstraße der Stadt
fährt, könnte man meinen, man wäre in Berlin oder New York – nur
halt mit Palmen, denn Israel sieht sich als ein europäischer Staat.
Viel anderes bleibe ihnen ja auch nicht möglich, sagte mir meine
Gastmutter, denn dort liegen einerseits die Wurzeln vieler Israelis,
andererseits kann eine Assimilation mit den Nachbarstaaten ja durch
den immer noch schwelenden Nahostkonflikt schwer stattfinden. Eine
besondere Stätte, die wir in Tel Aviv sahen war der Ort, an dem der
israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin, der als einer der
Architekten der Friedensbewegung im Nahen Osten gilt, von ermordet
wurde. Auch diese Geschichte zu hören war für viele von uns sehr
bewegend.
Blick nach Tel Aviv
Am
Nachmittag fuhren wir also weiter nach Jaffa, dem historischen,
arabisch geprägten Teil der Doppelstadt. Dort genossen wir die
Aussicht auf die Stadt und das Meer, die sich uns auftat und
lauschten interessiert den Geschichten über das christliche Kloster
oder den in Ermangelung eines Kirchturmes von den osmanischen
Behörden errichteten Uhrenturm. Eigentliches Ziel in Jaffa war aber
der Flohmarkt, in dessen engen Gassen moderne Restaurants und Bars
neben chaotischen Trödelläden stehen, in denen man von simplen
Tüchern bis zu astronomischen Geräten alles finden kann.
Am
Abend fanden wir uns wieder alle zum Lagerfeuer zusammen und ließen
den Tag gemeinsam ausklingen, während wir schon für den nächsten
Tag, für den uns von Seiten der Lehrer Gestaltungsfreiheit gelassen
wurde, planten.
TAG
7: FREIZEIT UND ABSCHIED
Gemütlich
ging es am nächsten Morgen für uns Jungs weiter, denn wir
unternahmen eine gemeinsame Wanderung durch die israelische Natur,
erfuhren dabei allerlei Wissenswertes über die Gegend und sprachen
auch über sehr ernste Themen wie den Nahostkonflikt. Hier stellte
sich heraus, dass unter den jungen Israelis tatsächlich die Meinung
vorherrschte, dass eine Zwei-Staaten-Lösung tatsächlich ein gutes
Ziel wäre. Als problematisch erachteten jedoch alle dabei die Rolle
Jerusalems. Doch genug von der Politik, denn nach gut fünf
Marschkilometern waren wir an unserem Ziel angekommen: Einem
Wassereservoir, an dem wir den restlichen Nachmittag badend und
rudernd verbrachten, bevor wir schweren Herzens wieder zurückkehrten,
denn die Abreise war nahe. Doch unseren Austauschpartnern war noch
eine große Überraschung gelungen, denn sie hatten in der Disco von
Yagur eine sehr schöne Abschiedsfeier mit reichlich Bamba und
weiteren Süßspeisen, Musik und allerlei Spaß vorbereitet.
Sicherlich – den Abschied machte es nicht leichter. Mitten in der
Nacht brachen wir also wieder, nicht ohne dass einige Tränen
vergossen worden wären, nach Tel Aviv zum Flughafen auf. Die
Rückreise am nächsten Morgen war glücklicherweise beinahe
ereignislos, lediglich ein Schüler wäre fast schlafend am Gate in
Istanbul zurückgeblieben. Und so kam unsere Fahrt nach siebeneinhalb
rasanten und sehr spaßigen Tagen wieder.
Zusammenfassend
kann ich zumindest von mir behaupten, dass der Aufenthalt in Israel
sehr prägend und auch ziemlich überraschend war. Sehr genossen habe
ich neben dem angenehmen Klima natürlich auch das Essen. Die Kultur,
die uns Herr Holzhausen so pflichtbewusst nahebrachte, und auch die
unerwartete Vielfalt und Schönheit der israelischen Naturräume
werden mir natürlich auch im Gedächtnis bleiben, doch das schönste,
das ich dort erleben durfte, war zweifelsfrei die Gemeinschaft mit
den jungen leuten, die ich nach nur einer Woche schon gerne als
Freunde bezeichnen will.
Böse:"Glycerin hau ich immer in die Seifenblasen rein, wenn ich auf Kindergeburtstagen den Chemie-Clown spielen muss. Und erfreue so nebenbei die alleinstehenden Mütter."